KAPITEL 10 – Digitalisierung – Freizeit / Verkehr

Autor: Alexander Disler

Mobilität

Die Mobilität ist in den letzten Jahren weiter stark angewachsen, irgendwie gehört dies zu den Menschen. Ben ist immer wieder überrascht, wenn er die entsprechenden Verkehrsvolumina pro Tag auf den unterschiedlichsten Strecken betrachtet. Wohin sind bloss all diese Menschen unterwegs? Als Gedankenspiel ging dies Ben schon mehrmals durch den Kopf. „Die Computer der Verkehrsleitzentralen werden dies schon wissen“, denkt er sich.

Das Verkehrsvolumen nimmt von Jahr zu Jahr zu. Zwar helfen heute die verschiedenen Tools dabei, Staus zu verhindern, auch dank den autonomen Fahrzeugen gibt es die klassischen Staus nicht mehr. Bzw. das Verkehrsaufkommen hat sich geglättet – das Vorwärtskommen geht je nach Verkehrsaufkommen schneller oder langsamer und kostet je nach Anzahl der Benutzer pro Wegstrecke. Für Ben scheint es so, dass heute alle Menschen irgendwohin unterwegs sind. Nur die virtuell Süchtigen sind zu Hause in ihrer Scheinwelt, alle anderen aber sind unterwegs von A nach B. Dabei müsste man heutzutage deutlich weniger häufig zur Arbeit pendeln, oder es wäre weniger oft nötig, sich vor Ort zu treffen, um etwas zu sprechen.

Mit den neuen Kommunikationsformen kann man virtuell an verschiedenen Orten auftreten, ohne dass man physisch vor Ort sein muss. Mittels Hologrammen lassen sich Menschen spiegeln, dies wirkt sehr echt. Ben ist davon immer wieder total fasziniert – diese Technologie gibt es jetzt seit ca. 3 Jahren. Auch im jetzigen Unternehmen kann dieses Tool verwendet werden. Dafür begibt man sich in einen abgedunkelten Raum, der mit 3 Fischaugen-Kameras ausgerüstet ist. Dabei wird die Verbindung zum anderen Partner (z.B. einem Kunden) aufgebaut und die eigene Persönlichkeit wird live als Hologramm übertragen. Durch den 3D-Effekt wirkt alles echt und so, als ob die Person im gleichen Raum stehen würde. Man kann nur den Kopf oder die ganze Person übertragen, je nach Lust und Laune. Dadurch entfällt das anstrengende Reisen, insbesondere rund um Städte und Agglomerationen.

Denn Reisen ist mühsam, da eben alle Menschen irgendwie von A nach B unterwegs sind und die Verkehrswege, die zwar effizienter gemanagt und effektiver sind, dennoch immer verstopft sind. Diese Verstopfung zeigt sich dadurch, dass der Verkehrsstrom bei grosser Belastung ganz langsam vonstatten geht. Die Verkehrswege sind heute in unterschiedliche Klassen unterteilt, so lassen sich alte Fahrzeuge nur noch auf eingeschränkten Strassen und Bereichen fahren. Der ÖV und die privaten Fahrzeuge sind miteinander verschmolzen und werden auf den «alten» Autobahnen mit einem Abstand von 1.5 m (von Fahrzeug zu Fahrzeug) betrieben. Dadurch konnte man vor 10 Jahren schlagartig mehr Leistungskapazität gewinnen, da dadurch leider der Mobilitätsbedarf anstieg, wurde der Effizienzgewinn jedoch schon bald wieder «aufgefressen». Der Staat finanziert sich u.a. auch in erheblichem Masse aus diesen Mobilitätskosten, so wird für stark belastete Strecken eine frequenzabhängige Maut (Strassengebühr) pro Durchfahrt verrechnet.

 Mobilität / Verkehr

In den 70er-Jahren begann in der Schweiz das digitale Zeitalter, indem bei den Zürcher Verkehrsbetrieben ein Funkleitsystem installiert wurde, welches codierte Informationen über die Auslastung oder über Unregelmässigkeiten im Betrieb der Leitzentrale mitteilte. Dadurch erhielt man einen aktuellen Überblick über die Verkehrslage und den Trambetrieb und konnte den Betrieb effizienter abwickeln. Störungen, Unregelmässigkeiten und Verspätungen erkannte man auf diese Weise frühzeitig und konnte so gezielt eingreifen oder Korrekturmassnahmen ergreifen. Die Kunden profitierten durch einen optimierten Betrieb und kürzere Wartezeiten. Dieses System machte überall Schule und würde mehrfach kopiert. Die heutigen Systeme sind mit der Entwicklung der Kommunikation und Informatik deutlich leistungsfähiger als die ersten Systeme damals. Die Ziele sind aber nach wie vor die gleichen.

In der digitalen Welt von heute mit allen technologischen Möglichkeiten der Vernetzung und des Datenaustauschs ist gerade im Bereich Verkehr sehr viel Potenzial zur Verbesserung vorhanden. Dabei geht es um die Zusammenführung, Verarbeitung und Weiterverbreitung aktueller Daten mittels Smartphone für ein optimierteres System im Bereich der Mobilität. Dies können das Zusammenführen von Angebot und Nachfrage für einen Fahrdienst (collaborative mobility) sein (wie z.B. UBER) ebenso die bessere Ausnützung der Fahrzeuge (car sharing – wie z.B. MOBILITY oder SHAROO) oder auch kundenfreundliche Billett-Apps für verschiedene Mobilitätsanbieter (wie z.B. SBB).

Collaborative mobility

Das Effizienzpotential bei den Fahrzeugen, insbesondere bei den Autos, ist unglaublich gross, bedenkt man, dass die Autos in der Schweiz im Schnitt gerade mal mit 1,6 Personen besetzt sind (Stand 2015). Die einzelnen Zahlen sehen wie folgt aus: Berufsverkehrsfahrten (1.12 Personen), Geschäftsfahrten (1,24 Personen), und Privatfahrten (1.99 Personen). Dies ist auch an den stetig steigenden Staustunden ersichtlich. Gemäss Bundesamt für Verkehr ist der Verkehr auf Autobahnen seit 1990 um 120% angestiegen. Dieser, wie auch das steigende Mobilitätsbedürfnis der Bevölkerung wachsen schneller, als neue Strassen- und ÖV-Angebote entstehen können. Das bedeutet, dass die vorhandenen und verkehrenden Verkehrsmittel einfacher, besser und effizienter genutzt werden müssen.

Unter diesen Aspekten kommt die digitale Transformation zur richtigen Zeit. Auch die neuen Angebote wie beispielsweise UBER führen zu einer Effizienzsteigerung im System der Mobilität. Staatliche Regulationen und veraltete Branchenstrukturen stehen dem noch entgegen, wie dies an den kontroversen Diskussionen spürbar ist, z.B. eben beim Thema UBER. Schlussendlich geht es auch um eine Deregulierung von bestehenden Branchenstrukturen oder um die Reduktion der Transaktionskosten. Denn UBER ist nur ein Bespiel von vielen Daten-Plattformen, über die sich Autos, Autoreisen oder gar Parkplätze teilen lassen.

Die «Vision Mobilität Schweiz 2050» führt ähnliche Überlegungen auf und geht davon aus, dass durch das Teilen grosse Reserven im System noch vorhanden sind. Die Studie stellt aber auch fest, dass es zu einer zunehmenden Trennung der Funktionen «Besitzer» und «Benützer» des Fahrzeugs kommen wird. Deshalb geht man von einem Rückgang der Verkehrsmengen im Jahre 2030 aus.

Car Sharing: Die meisten der heutigen Fahrzeuge verbringen in der Regel nur einen tiefen einstelligen Prozentsatz ihrer Lebensdauer fahrend. Die meiste Zeit stehen die Fahrzeuge auf gemieteten Stellplätzen. Somit bieten sich Peer-to-Peer (= direkte Verbindung) Geschäftsmodelle geradezu an, sofern die entsprechende IT-Plattform vorhanden ist. MOBILITY und das Startup SHAROO sind hierfür gute Beispiele. SHAROO führt Mieter und Vermieter von privaten Autos zusammen. Auch dies ist eine IT-datenbasierende Plattform, ähnlich wie diejenige von UBER. Die Besitzer von SHAROO sind MOBILITY, die Migros, die Mobiliar (Versicherungsgesellschaft) und die AMAG (Autoimporteur). Wie sich aber solche Plattformen in der Schweiz, die einen hohen Wohlstand aufweist, umsetzen lassen, ist momentan schwierig zu beantworten. Der hohe Wohlstand könnte die Entwicklung bremsen, da er uns erlaubt, teure Ressourcen (persönliche Fahrzeuge) ungenutzt stehen zu lassen.

Je mehr Fahrzeuge über solche Plattformen geteilt werden, desto eher verschwimmt auch die Grenze zwischen privatem und öffentlichem Verkehr. Man sieht dies auch an der Zusammenarbeit zwischen MOBILITY und der SBB, die an Bahnhöfen Fahrzeuge bereithält. Gemäss Aussagen von Andreas Meyer, CEO der SBB, im September 2016, will die SBB in Zukunft für die gesamte Reise von Tür zu Tür verantwortlich sein, d.h. entsprechende Leistungen hierzu anbieten. Dies bedeutet nichts anderes, als dass autonome Fahrzeuge die Kunden vor ihrer Haustüre abholen und zum Bahnhof bringen, wo die Reise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln weitergeht. Am Zielort kann der gleiche Service ab Bahnhof zur entsprechenden Zieladresse erfolgen.

Die Firma Bla-Bla-Car, welche in Frankreich, der Schweiz und Deutschland vertreten ist, ist als günstiger Konkurrent zur Bahn positioniert. Die Deutsche Bahn plant, eine grosse Flotte an selbstfahrenden Fahrzeugen aufzubauen. Das autonome Fahren (zuerst mit dem Zug, vor Ort mit dem PW) würde dadurch eine deutliche Steigerung erfahren. In einem Artikel der Wirtschaftswoche vom 05.05.2016 sagte der DB-Chef Rüdiger Grube: «Auch wir arbeiten an Projekten und werden mit Sicherheit in Zukunft Flotten mit fahrerlosen Autos betreiben». Er geht davon aus, dass die Digitalisierung möglicherweise auch den Job des klassischen Lokomotivführers überflüssig machen wird. «Die Aufgaben des Lokführers und des Fahrdienstleiters werden in Zukunft immer mehr verschmelzen».

So werden selbstfahrende Fahrzeuge in den nächsten Jahren auf den Markt kommen. Es gibt jedoch auch Experten, die davon ausgehen, dass es bis dahin doch noch deutlich länger dauert (bis 35 Jahre). Assistenzsysteme im Fahrzeug werden zunehmen und je automatisierter die Fahrzeuge sind, desto eher wird autonomes Fahren (wenn auch nur auf Teilstrecken, z.B. Autobahnen) möglich werden. Dadurch beginnt der öffentliche und private Verkehr zu verschmelzen. Der öffentliche Verkehr hat den grossen Vorteil, pro Reisenden einen geringstmöglichen Raumbedarf zu benötigen. Gerade in Städten mit einer hohen Bevölkerungsdichte ist dies nach wie vor ein grosser Vorteil. Hier werden Massenverkehrsmittel weiterhin ihre Stärken ausspielen können.

Automatisation im ÖV (öffentlicher Verkehr)

Eisenbahnen, U-Bahnen oder generell der öffentliche Verkehr werden wie eine Modelleisenbahn gesteuert. So werden die Bahnen/Verkehrsmittel ohne Lokomotivführer auskommen und nur mittels kluger Steuerung und später mittels künstlicher Intelligenz gesteuert. U-Bahnen fahren schon längere Zeit vollautomatisch. So fährt seit 1983 zum Beispiel die VAL (Véhicule Automatique Léger) in Lille vollautomatisch, andere Beispiele sind der Météor in Paris, die M 2 in Lausanne oder RUBIN in Nürnberg, (RUBIN=Realisierung einer automatisierten U-Bahn in Nürnberg). In Nürnberg liess sich durch die erhöhte Präzision der Automatik auf zwei Linien die Zugfolge soweit verkürzen, dass die steigenden Fahrgastzahlen ohne Ausbau der Linien problemlos bewältigt werden konnten.

Bei den klassischen Eisenbahnen ist ebenfalls eine starke Entwicklung vorstellbar, die mittelfristig die heutigen Lokomotivführer teilweise für die Steuerung und Führung der Züge überflüssig machen wird. Die schweizerische Südostbahn (SOB) wird bis 2020 führerlose Züge, d.h. ohne Lokomotivführer, umfangreich in der Praxis testen. Dies ist teilweise eine Premiere im Schweizer Bahnnetz. Die SOB hat die Praxistauglichkeit in einer Vorstudie überprüft. Dabei erfolgt die Integration zum automatisierten Bahnfahren in verschiedenen Stufen.

In der ersten Testphase wird der Computer das Fahren übernehmen, ein Lokomotivführer wird jederzeit im Führerstand präsent sein und die Systeme überwachen. In einer möglichen 2. Phase ist es vorstellbar, dass sich niemand mehr im Führerstand befindet – jedoch für Notfälle immer eine fachkompetente Person im Zug ist. In einer letzten Phase könnte alles vollautomatisch ablaufen. In dieser Phase bedingt es kein Vor-Ort-Personal mehr.

Dass diese Entwicklung bei nicht allen Konsumenten gleich gut ankommt, versteht sich von selbst. Eine nicht repräsentative Umfrage der gratis Pendler-Zeitung 20min zeigt das noch aktuelle Unbehagen gegenüber diesen neuen Möglichkeiten.

Quelle: 20min Umfrage, September 2016 / nicht repräsentativ Befragung, Stichprobengrösse: rund 7‘800 Leser

Dabei gibt es bereits heute viele vergleichbare Beispiele, bei denen ein Transportmittel vollständig automatisch betrieben wird. Sei es die unterirdische Metro im Flughafen Kloten, die das Hauptgebäude mit dem Dock/Terminal E verbindet, unzählige Luftseilbahnen, oder seit mehreren Jahren auch sämtliche Lift- und Rolltreppen-Systeme. Auch diese Systeme wurden früher mit Personal betrieben – was wir uns heutzutage nicht mehr vorstellen können. Inwieweit sich das komplett führerlose Fahren der Züge in Zukunft durchsetzen wird, ist aber noch ungewiss. Die Automatisation in den verschiedenen Bereichen des Transportes und der Logistik wird sicherlich unaufhaltsam sein.

Ein weiteres gutes Beispiel ist die Aviatik, bei der die Piloten heutzutage nur noch das Starten und Landen wirklich manuell (aber mittels Assistenzfunktionen) übernehmen. Beim restlichen Teil des Fliegens übernimmt der Computer sämtliche Aufgaben und die Piloten überwachen die Systeme.

Die Deutsche Bahn (DB) experimentiert im komplexen Güterverkehr in Bremerhaven mit fahrerlosen Güterzügen. Die Digitalisierung gibt der automatisierten Eisenbahn mit selbstfahrenden Zügen neue Impulse. Die gesetzten Hürden für ein autonomes Fahren in einem komplexen Schienensystem sind aber noch beachtlich. Das Schienensystem wird von schnellen und langsamen Zügen (Schnellzug, Regioexpress oder Güterzüge) in unterschiedlichen Zeiteinheiten massgeblich befahren. Eine U-Bahn ist hierbei viel einfacher zu steuern, da alle Züge mit der gleichen Maximalgeschwindigkeit getaktet unterwegs sind. Aber auch der Gesetzgeber wird bei einer Realisierung des autonomen Zugfahrens sicherlich noch seinen Input miteinbringen, sehr ähnlich wie bei den autonomen und selbstfahrenden Autos.

Die Realisierung ist in einzelnen Bereichen schon sehr weit fortgeschritten, so verwendet die DB auf Strecken mit höheren Geschwindigkeiten bereits das LZB (Linienzug-Beeinflussung), bei Geschwindigkeiten bis 200 km/h werden die Fahr-, Geschwindigkeits- und Haltesignale in den Führerstand übertragen. In diesem Zusammenhang wurde eine automatische Fahr- und Bremssteuerung (AFB) entwickelt. Beides zusammen ermöglichte die Automatisierung von gesamten Fahrten. Den Lokomotivführern verbleiben auf diesen Strecken nur Überwachungsaufgaben. Die SBB setzt ein vergleichbares Funk-System, das ETCS Level 2 (Europäisches Zusicherungssystem) u.a. auch auf den Neubaustrecken oder in den NEAT-Tunnels (Gotthard- und Lötschberg-Basistunnel) ein.

Auf Grund des Preisdrucks auch im Transportgewerbe können mit einer zusätzlichen Digitalisierung, die schlussendlich auch eine Automatisierung ist, effizientere Transportleistungen angeboten werden. Gerade im Güterverkehr, wo der Preisdruck am höchsten ist, könnte diese Automatisierung ein entscheidender Vorteil gegenüber der Strasse sein – wobei man davon ausgehen kann, dass mittelfristig auch LKW’s autonom gefahren werden.

Siemens hat mit DB Cargo 2015 ein Demonstrationsprojekt gestartet. Auf dem Testring Wegberg-Wildenrath (in der Nähe der belgischen Grenze) wurden mit einem Güterzug und einer Vectron-Lokomotive mehrere Monate lang Szenarien des automatisierten Fahrens durchgespielt. Dabei wurden alle denkbaren Szenarien realitätsnah durchgespielt, wie die Fahrt mit einer Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h, simulierte Langsamfahrstellen mit 60 km/h, die Annäherung an ein Hindernis aus 50 km/h, das Anfahren zum Kuppeln, das sichere automatische Halten und weitere Manöver, und dies vollautomatisch – die Fahrten werden per Tablet initialisiert. Also ein Zug, ohne Lokomotivführer, vom Ausgangspunkt zum Zielpunkt. Auch die europäische Politik fördert mit ihrem Programm Shift2Rail die Innovationen im Bahnsektor, ein Schwerpunkt bildet die Automatisierung im Güterverkehr auf einer internationalen Ebene. Der automatische Zugbetrieb steht somit europaweit im Fokus.

Billett-Apps

Heute stellt man immer mehr fest, dass der öffentliche Verkehr in zwei Bereiche unterteilt wird.

Gruppe 1 – Mobilitätsangebot: Diese bietet die physische Mobilität in Form von Hardware an, wenn ich also von A nach B kommen möchte, im Zug, mit der Luftseilbahn, mit dem Flugzeug oder im Taxi.

Gruppe 2 – Buchung der Mobilität: Diese bietet die strategische Form der Mobilität an, also eine Software mit dem Angebot der Auswahl, der Buchung, der Abrechnung oder der Planung.

Kundenfreundliche all-in-one-Lösungen (alles in einem-Lösung) werden vom Nutzer sicherlich bevorzugt. Der Kunde möchte mit einer Plattform alles abwickeln können und nicht verschiedene parallele Tools nutzen müssen. In einem Interview führte Ulrich Gygi, Verwaltungsratspräsident der SBB, aus, dass die SBB von einem Bahnunternehmen zu einer schweizerischen Plattform für Mobilitätslösungen werden möchten.

Auf diesen IT-Datenbasierten Plattformen kann der Nutzer ein komplettes Angebot zusammenstellen und mit nur einem einzigen Ticket die Reise antreten und erleben.

Eine erste solche gesamtheitliche App ist «Fairtiq». Fairtiq ist eine vereinfachte Lösung eines E-Tickets. Damit muss man sich nicht mehr beim entsprechenden Transportunternehmen einloggen oder die entsprechende App eines Transportunternehmens (wie aktuell VBL, SBB oder RhB) öffnen, um ein Billet oder Ticket zu lösen. Bei Fairtiq öffnet man unabhängig vom Transportunternehmen die Fairtiq-App. Mit einem einfachen Einschalten des Start-Buttons (Einchecken) informiert man die Software darüber, dass man nun in ein Verkehrsmittel eines Transportunternehmens einsteigt. Mittels WLAN und GPS-Positionierung weiss die Software, wo man ist und um welche Haltestelle es sich dabei handelt. Am Ende der Reise checkt man wieder aus.

Der Nutzer hat für die entsprechende Fahrt jeweils ein gültiges Ticket und nach der Fahrt wird ihm der Gesamtpreis der Fahrt in Rechnung gestellt. Dabei ist die Software aber so clever, dass sie jeweils die günstigste Version der Ticketpreise eruiert (Einzelfahrt oder Tageskarte), aber auch Halbtax-Strecken (sofern der Nutzer Besitzer dieser Vergünstigung ist) miteinrechnet. Um dieses App nutzen zu können, werden eine Kreditkarte (worüber die Tickets abgerechnet werden) und eine Handynummer benötigt, plus die Installation der App. Fairtiq ist im Sommer 2016 in den folgenden Tarifverbundsystemen gültig: EgadinMobil, Passepartout, Libero und Frimobil.

Weitere ähnliche App’s sind aktuell in der Testphase. So gibt es ein vergleichbares Tool der BLS mit dem Namen Lezzgo oder der SOB (Südostbahn), welches sogar noch einen Schritt weitergeht. Beim angedachten Projekt der SOB muss der Kunde nicht aktiv der App mitteilen, dass er nun in den Zug, das Postauto oder in ein anderes Transportmittel eingestiegen ist, sondern die App merkt von alleine, dass der Nutzer nun das entsprechende Verkehrsmittel nutzt. Der Nutzer hat damit jederzeit ein gültiges Ticket im entsprechenden Transportmittel und erhält über die Kreditkarte die benutzten Strecken abgerechnet.

Airbnb – Online-Vermittler von Übernachtungsangeboten

Airbnb ist eine elektronische Vermittlungsplattform für Buchungen und Vermietungen von Unterkünften, wie Ferienwohnungen, Häuser, Zimmer, Gastzimmer oder auch Hotelzimmer. Das Unternehmen wurde 2008 im kalifornischen Silicon Valley gegründet. Es funktioniert auf der Basis eines Community-Marktplatzes, in dem Gastgeber und Gäste zusammengebracht werden. Vor allem private Vermieter bieten interessierten Privatgästen ihr Zuhause oder eines ihrer Zimmer an, dabei ist Airbnb nur der Vermittler und übernimmt keine weiteren rechtlichen Verpflichtungen. Gemäss einer Aussage von Airbnb vom Februar 2016 wurden im Zeitraum von Januar 2008 bis Juni 2012 rund 10 Millionen Übernachtungen über die Plattform gebucht.
In der Schweiz werden über Airbnb rund 17’000 Wohnungen oder Zimmer angeboten. Gemäss einem Artikel in der «Schweiz am Sonntag» bleibt ein Airbnb-Gast im Durchschnitt 4.5 Nächte, ist 35 Jahre alt und nicht alleine unterwegs. Die mittlere Gruppengrösse beträgt 2,2 Personen. 83% der Gäste sind aus dem Ausland und nur 17% aus der Schweiz. Dabei nutzen diese Plattform vor allem Amerikaner, danach Deutsche, Franzosen und Briten. 2015 haben 300’000 Personen in der Schweiz auf diese Weise übernachtet, dies ist eine Verdoppelung innerhalb eines Jahres. Gemäss Aussagen von Gastro Suisse entspricht dies 4% aller Übernachtungen in der Schweiz. Airbnb wird dadurch immer mehr zu einer echten Konkurrenz für die Hotelbranche.
Airbnb hat im September 2016 das spanische Start-up Trip4real gekauft, welches Touristen ermöglicht, direkt Ausflüge zu buchen. Trip4real ist eine Plattform, welche die Dienste von lokalen Tourguides mit den Bedürfnissen der Touristen verbindet. Dabei ist die Palette der angebotenen Führungen sehr breit, von klassischen Stadtführungen über Segellektionen hin zu Kochkursen. Airbnb baut sich dabei seine Position von einem reinen privaten Übernachtungsanbieter hin zu einem umfassenden Reiseanbieter aus. So wird man seine Reise schon bald komplett über Airbnb planen und abwickeln können, also von der Übernachtung hin zum Transfer, den Ausflügen oder dem Essen.

Dies machen die Airlines mit ihren Angeboten vor, die heute nicht nur den Flug, sondern auch Mietwagen-, Hotel- und weitere Angebote zur eigentlichen Reise anbieten. Der Kunde profitiert von nur einer einzigen integrierten Buchungsplattform (ohne eine Verteilung auf verschiedene Anbieter), z.B. mit nur einem Login-Bereich, von einer besseren Abstimmung der einzelnen Angebote zueinander sowie von nur einem Ansprechpartner (wenn einmal etwas schiefläuft). Airbnb profitiert von einer besseren Auslastung seiner Plattform und kann ausserdem Cross-Selling mit den weiteren Produkten und Leistungen betreiben.

Ähnlich des Businessmodells von UBER senkt Airbnb die Transaktionskosten zwischen dem Gastgeber und dem Gast. Beide profitieren auf diese Weise – ein Zimmer weniger, (das unabhängig davon vorhanden ist), ist unbenutzt und der Gast bezahlt nur einen Bruchteil vom Betrag eines regulären Hotelzimmers.

Die Hotelbranche (wie auch andere Branchen) hat demgegenüber staatliche Auflagen zu erfüllen, so hat sie z.B. Steuern, Kurtaxen oder Abgaben zu entrichten oder Vorgaben und Kontrollen wie den Brandschutz für das Gebäude oder die Küchenhygiene einzuhalten. Diese Kosten müssen in der Hotelbranche auf den Zimmerpreis umgelegt werden. Der private Anbieter arbeitet bis zu einem bestimmten Betrag als Selbständiger (sozial-) steuer- und kontrollfrei. Airbnb ist ein erfolgreiches, disruptes Geschäftsmodell, welches auch in der Schweiz schon eine beachtliche Bedeutung erreicht hat.

Navigation

Easyjet will mit intelligenten Schuhen das Sightseeing revolutionieren – erste Prototypen bestehen bereits und werden getestet. In entsprechenden Schuhen wird in der Sohle, bzw. im Fussbett der Schuhe, entsprechende Elektronik verbaut. Der User spürt davon nichts. Die Elektronik kommuniziert via Bluetooth mit dem Smartphone und sorgt dafür, dass wir uns zukünftig in fremden Städten nicht mehr verirren. Dabei müssen wir aber nicht dauernd auf das Smartphone schauen, um zu wissen, wo wir abzubiegen haben, sondern die Schuhe vibrieren, wenn wir links oder rechts abbiegen müssen.

Vibrieren beide Schuhe miteinander und zweimal nacheinander, bedeutet dies, dass wir den falschen Weg eingeschlagen haben und bitte umkehren sollten. Durch die Eingabe des Ziels mittels einer App, die auf Google Maps zugreift, wird die optimale Route berechnet. Noch sind einige Hürden dieser neuen Technik zu meistern, so zum Beispiel die Ladeleistung der Batterie in den Schuhen, allfällige Roaminggebühren, oder die Netzversorgung. Übrigens wurde auch an einem intelligenten Gürtel geforscht, der die gleichen Funktionen wie die Schuhe übernehmen soll.

Tourismus

Interaktive Apps könnten für den Tourismus und die gesamte Reisebranche zukünftig von grossem Interesse sein. Seit dem Spiel Pokémon Go und dem Hype darum ist absehbar, dass diese eingesetzte Technik auch für den Tourismus entsprechenden Nutzen stiften kann. Millionen von Spielern weltweit spielten im 2016 Pokémon Go, wobei es darum geht, möglichst alle der bunten Kreaturen einzufangen. Die App führt die Pokémon-Jäger gezielt an Orte, wo dann die Pokémons gegeneinander im Spiel kämpfen müssen. Dabei kommt der Spieler an Orte, welche er ansonsten nie besucht hätte.

Das Spiel Pokémon Go ist bloss eine gekonnte Mischung zwischen physischer und virtueller Welt. Oder anders ausgedrückt: Computergenerierte Bilder werden in die echte Welt integriert oder darin gespiegelt. Augmented Reality hat für den Nutzer ein sehr grosses Potential, Pokémon Go bietet uns dabei nur einen ersten Eindruck in diese neue Technologie der erweiterten Realität. Diese Technologie birgt noch viele Herausforderungen, sie wird unseren Alltag aber komplett durchdringen und formen, vergleichbar mit den heutigen Smartphones. Vielfältige Anwendungen sind denk- und vorstellbar, einige davon auch sehr utopisch, da die Science-Fiction gewissermassen Realität wird. So könnte Siri (Speech Interpretation and Recognition Interface von Apple, =eine virtuelle Assistentin), als virtuelle Person mit uns im Raum stehen.

Die gleiche Technik lässt sich im Tourismus anwenden, auch da geht es (z.B. bei einer Stadtführung) darum, Besucherströme zu leiten und entsprechende Informationen zu den einzelnen Orten anzubieten. Heute ist es vielfach so, dass touristische Attraktionen zu gewissen Zeiten völlig übervölkert sind. Mittels einer App liessen sich diese Besucherströme zeitlich und geografisch (auf verschiedene Orte) einfacher verteilen. Da der Mensch stark auf Incentives reagiert, könnte z.B. eine kleine Belohnung (wie ein Gratisdrink) eingesetzt werden, dadurch würden die Touristen die empfohlenen Zeiten zur Besichtigung der entsprechenden Attraktion einhalten.

Ähnliche Systeme und Apps sind heute im Ansatz bereits im Einsatz, so u.a. Geocaching. Dies ist eine elektronische Schnitzeljagd, mittels Koordinaten und/oder GPS-Geräten. Die Caches (Verstecke) müssen mittels App aufgefunden werden.

Augmented-Reality-Technologie im Tourismus

Eine Kombination von realen Geodaten und Augmented Reality könnte den Tourismus in Zukunft revolutionieren. Der Nutzer profitiert von der bewussten Führung (aktive Leitung z.B. durch eine Stadt), der Zurverfügungstellung von Informationen und Hintergrunddaten (zu einer Attraktion) und zusätzlichen Informationen (wie ÖV-Angebot). Die Gegenseite, also die Touristiker, könnten von den Daten des Bewegungs- und des Kaufverhaltens profitieren. Aufgrund dessen liessen sich die Angebote nutzergerechter und persönlicher gestalten.
Vereinzelt werden bereits ähnliche Angebote auf innovativen Apps in der Schweiz angeboten. Im Kanton Waadt informiert die App Vaud Guide je nach Bedürfnissen, dem Ort wo sich der Nutzer befindet, dem Wetter oder den Öffnungszeiten über Aktivitäten und Sehenswürdigkeiten.

Bewertungsplattformen im Tourismus

2/3 der (Ferien-)Reisenden informieren sich vor der Reise über das Internet zu Themen wie Land, Leute, Hotel, Reisehinweise, Sport- oder Ausgehmöglichkeiten – kein Wunder, dass heute mehr als 350 Mio. Interessierte pro Monat auf dem Reiseportal TripAdvisor surfen und Beurteilungen nachschlagen, notieren und sich so umfassend  informieren.

1/3 der Reisenden buchen heute ihre Reise ausschliesslich elektronisch, ohne Reisebüro, Agent oder Reiseveranstalter. Heutzutage sind selbst die kleinsten Alphütten, Restaurants oder Übernachtungsunterkünfte auf Reiseportalen (booking oder trivago) oder Beurteilungsportalen (TripAdvisor) aufgeschaltet. Verschiedenste Markterhebungen bei den Nutzern und Kunden ergaben, dass die angegebenen und aufgeführten Rezensionen bei der Entscheidungsfindung einen höheren Stellenwert haben als der angebotene Preis. Entsprechende Hotels, Restaurants, Gaststätten oder Cafés sollten sich diesbezüglich darauf einstellen und den Rezessionen genügend Augenmerk zukommen lassen. Der Kunde wählt heute nicht mehr nach den Sternen *** aus, sondern nach den Rezessionen der vorhergehenden Kunden.

Feriensouvenirs

Im vergangenen Jahrzehnt sind die Umsätze von Postkarten um 60% eingebrochen. Heutzutage werden Bilder per SMS, WhatsApp, Facebook, MMS, Instagram oder vergleichbaren Diensten unmittelbar elektronisch geteilt und verschickt. Mit den elektronischen Hilfsmitteln ist es deutlich einfacher geworden, mit seinen Liebsten zu Hause im Kontakt zu bleiben. Verschiedene Anbieter (z.B. Die Post oder ifolor) bieten teilweise kostenlose Papier-Postkarten an – mittels einer App und den eigenen «geschossenen» Bildern vom Smartphone lässt sich so die eigene Postkarte designen. Diese wird dann mit der regulären Post an die Empfänger versandt.

Handschrift – Schreiben

Wird man in der digitalen Welt überhaupt noch handschriftliche Notizen machen? Ja, aber man wird dazu digitale Stifte (Digitalstifte – Smartpen) verwenden. Bereits heute gibt es verschiedene Modelle, die mit gewöhnlichem Papier oder Spezialpapier (Notizbücher) problemlos funktionieren. Die verschiedenen Modelle funktionieren in etwa alle gleich: Mittels einer kleinen Kamera wird die Handschrift abgelesen und in einem Speicher zwischengespeichert, danach lassen sich die Dateien problemlos auf Windows- oder Mac-Geräte übertragen.

Nachstehend die wichtigsten und gängigsten Modelle:

Staedtler Digitalstift 2.0: Der Stift ist leicht und liegt wie ein Kugelschreiber in der Hand. Man schreibt auf ganz normales Schreibpapier. Mit dem Stift wird noch ein zweites Erfassungsgerät benötigt, dort ist die Kamera eingebaut, das die Position des digitalen Stiftes erfasst, der die Daten direkt ohne Zwischenspeicherung an ein Smartphone, ein Tablet oder einen Computer überträgt.

Livescribe Smartpen 3: Dies ist ein massiver, schwerer Kugelschreiber. Unter der Spitze des Kugelschreibers ist eine Infrarotkamera platziert, die die Schrift aufzeichnet. Damit die Kamera funktioniert, wird spezielles Papier benötigt. Die erfassten Daten werden zwischengespeichert und per Bluetooth an die App Livescribe+ übertragen. Die Handschrift wird danach automatisch erkannt und in eine Computerschrift übertragen.

Neo Smartpen N2: Ist ein leichter, filigraner Stift, der einem klassischen Kugelschreiber sehr ähnlich ist. Eine Kamera erfasst die geschriebene Schrift, analog zum Livescribe Smartpen 3. Es wird auch hier spezielles Papier benötigt. Die Daten werden ebenfalls zwischengespeichert oder direkt per Bluetooth an ein iOS- oder Android-Gerät übertragen. Die Handschrift wird danach automatisch in Computerschrift transferiert.

Mit einem solchen digitalen Stift muss man an einem Meeting, Gespräch oder Projektarbeit nicht mehr am Laptop, Smartphone oder Tablet mittippen. Dabei eignen sich die heutigen Stifte sowohl zum Zeichnen, wie auch zum Schreiben.