KAPITEL 5 – Digitalisierung – Rechtliche Sicherheit

Autor: Alexander Disler

Im Zuge der Weiterentwickelung der Digitalisierung wird auch die fehlende rechtliche Sicherheit von elektronischen Daten festgestellt. An einem weltweiten Summit der Internationalen Staatengemeinschaft im Jahre 2022 wurde dies mit einer umfassenden Revision und einer neuen Struktur zu beheben versucht. Alle wichtigen und vor allem die meisten Länder sind dieser Vereinbarung beigetreten.

So werden seitdem alle persönlichen Daten und Urheberrechte von Menschen, aber auch von Maschinen (künstliche Intelligenz), dem entsprechenden Inhaber zugeordnet und rechtlich verbindlich geschützt. Allen Daten wird zusätzlichen zu den eigentlichen Daten (Informationen, Werte, etc.) ein Ursprungsvermerk angehängt, der den ursprünglichen Besitzer bezeichnet. Dadurch werden seitdem weitaus weniger Software, Daten und Informationen missbräuchlich verwendet oder ungeschützt weiterverwendet.

Auch die grossen ehemaligen Datenkraken haben an Macht eingebüsst, da nun die jeweiligen Daten wieder den ursprünglichen Besitzern gehören und nicht einfach den entsprechenden Unternehmen (weil sie die Daten sammeln) zufallen. Es gibt nun sogar die Möglichkeit, mit seinen persönlichen Daten Geld zu machen, was nicht wenige Konsumenten nutzen. So sind individuelle Verträge zwischen Konsumenten und Unternehmen an der Tagesordnung. Auch Ben nutzt diesen Zusatzverdienst, indem er alle seine Gesundheitsdaten an seinen Kranken- und Unfallversicherer weitergibt. Er profitiert dadurch von einer tieferen Prämie und einem cleveren Pre-Watching-System, welches ihn darüber informiert, wenn sich möglicherweise ein gesundheitliches Problem anbahnt.

Ben hatte vor zwei Jahren von dem System nutzen können. Damals hatte er nach dem Sport viel zu wenig getrunken und in seinem Körper hatte sich nach einer fettigen Mahlzeit mit viel Speck und Bohnen ein Nierenstein gebildet. Das Ganze begann mit ein wenig Bauchweh und endete in einer Kolik. Sein Fitnesstracker und sein Smartphone hatten ihn bereits vor dem Bauchweh auf den Umstand hingewiesen, leider war Ben aber damals mit seinem Bike unterwegs und sein Trinkbidon war leer getrunken. Erst als er wieder zu Hause war, hatte er dann getrunken, da war es aber bereits zu spät. Dank dem direkten Link zu seinem Krankenversicherer und der Help-App wurde ihm mitgeteilt, dass er mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,2% an einem Nierenstein erkrankt ist.

Hierzu musste er einige seiner Vitalfunktionen in die App eingeben, Werte wie der Puls, die Herzfrequenz oder die Atmung wurden automatisch übertragen. Nach nur 22 Sekunden hatte Ben eine Antwort und wusste, was er zu tun hatte. Hätte sich die Situation innerhalb von 15 Minuten nicht verbessert, hätte das System automatisch einen freien Termin bei seinem Hausarzt gesucht und ihn umgehend in die Arztpraxis eingewiesen. Die nachfolgende ärztliche Behandlung, sofern sie notwendig gewesen wäre, wäre danach auch automatisch abgerechnet worden. Der Arzt, wie aber auch Ben, hätten nichts zusätzlich unternehmen müssen.

Digitalisierung

Unter der Digitalisierung verstand man zu Beginn das blosse Überführen von analogen Daten, Bildern, Texten, Informationen, etc. in eine elektronische, digitale Form. Um dies noch klarer und verständlicher auszudrücken, hier ein Beispiel: Ein analoges, beschriebenes Blatt Papier wird gescannt und so in digitaler Form als Datei in einen Datenspeicher überführt. Die elektronische Form hat mehrere entscheidende Vorteile, so können die nun digitalen Daten gespeichert, ohne Verschleiss genutzt, weiterverarbeitet, geteilt, unzählige Male vervielfältigt, analysiert und gezielt nach verschiedenen Merkmalen durchsucht werden.

Zudem haben digitale Daten den grossen Vorteil, dass man sehr wenig Platz für sie benötigt und sie somit sehr einfach zu archivieren sind. Eine Digitalisierung hat aber auch einige Nachteile, so zum Beispiel der Qualitätsverlust der analogen Daten: Wenn ein Bild gescannt wird, so wird das Original wird immer von besserer Qualität sein als die digitale Kopie.

Heute versteht man unter dem Begriff der Digitalisierung ein Sammelsurium von unterschiedlichen Bedeutungen. Durchgesetzt hat sich die Empfindung, dass die «Digitalisierung» jegliche Überführung von Daten, Werten, Bildern, Informationen, Prozessen und Abläufen in eine elektronische Form darstellt. Hierbei ist es unwesentlich, ob die Daten bereits in elektronischer Form vorhanden waren oder nicht. Verbindungsmuster können sein: «Mensch-zu-Mensch», «Maschine-zu-Mensch», «Mensch-zu-Maschine» und «Maschine-zu-Maschine» (Multiagentsysteme). Die verschiedenen Formen der Überführung von der analogen in die digitale Welt werden wir später noch einmal detaillierter erläutern.

Fehler in der Konstruktion

Die Digitalisierung hat viele Gesichter und Erfinder. Wie die Natur ist sie sehr organisch gewachsen, hat sich mal in jene Richtung, das andere Mal wieder in eine andere Richtung hin entwickelt. Da es keine eigentliche Oberaufsicht gibt, haben sich auch ungute Entwicklungen ergeben. Nachstehend sind 2 aufgeführt, die aus der Sicht des Autors die folgenschwersten Fehlentwicklungen darstellen.

a) KOSTENLOS

Die Nutzung von Daten, Informationen, News, Bildern, etc. ist im heutigen Internet für alle kostenlos. Es wird lediglich ein Provider benötigt, der einem den Zugang zum Netz ermöglicht und schon können die neusten Börsenkurse, Nachrichtenmeldungen, Filme, News, Musik, etc. aus dem Netz bezogen werden. Wie war dies noch in der analogen Welt? Um die Börsenkurse einzusehen, musste man eine Zeitung erwerben oder abonnieren, das Gleiche galt für die neuesten Nachrichten. Ebenso im Falle der Musiker: Diese verkauften ihre Kunst in Form eines Tonträgers. Dadurch konnte der Interpret und damit der Besitzer der Information, Bilder, Texte, Musik, etc. seine Existenz sichern. Heute in der digitalen Welt streamt man schnell den neuesten Song im Internet.

Dem Besitzer und Interpret verbleibt beinahe keinen finanziellen Ertrag mehr. Nicht verwunderlich, dass u.a. Musiker neue Einnahmequellen suchen mussten. Diese wurden auch gefunden: Die Konzertgagen sind in den letzten Jahren stark gestiegen, zudem werden auch vermehrt Fanartikel wie T-Shirts und Mützen vertrieben. Über die eigentliche Musik Geld zu verdienen, ist schwierig geworden. Das Gleiche gilt für Printmedien wie Zeitschriften und Zeitungen. Durch die Recherche, das Aufbereiten und Drucken eines Themas konnte man eine Existenz sichern.

In der digitalen Welt nun sind diese Informationen alle kostenlos und zusätzlich 24 Stunden pro Tag überall weltweit verfügbar. Nicht umsonst beklagen viele Verlage rückläufige Abonnentenzahlen und Werbeeinnahmen. Weshalb sollte ich etwas abonnieren, wenn ich die Inhalte kostenlos an jedem Ort auf dieser Erde abrufen kann?

Wir Konsumenten wissen aber sehr wohl, dass es nichts kostenlos gibt. Doch wie bezahlen wir dies als Konsumenten? Die Antwort ist einfach: Der Preis sind unsere Daten – unsere Nutzungsprofilen und unsere privaten Nutzerdaten. Die entsprechenden Plattformen und Betriebssysteme sammeln eine Unmenge an Daten (Big Data) über uns. Durch unser unkritisches Akzeptieren der Nutzungsbestimmungen erteilen wir den Unternehmen das Recht zur Nutzung unsere persönlichen Profile und Statistiken. Dies alles landet in einem «schwabbelnden» Ozean von Daten und Datenströmen, man spricht hierbei von Big Data. Aber es ist für den Konsumenten und Nutzer dieser vielen «Helferchen» (Programme, APP’s, Anwendungen) auch äusserst schwierig, dem Ganzen zu widerstehen. Geht man die Nutzungsbestimmungen nicht ein, so kann man die APP‘s, Programme, etc. auch gar nicht nutzen.

Wir werden aus dieser Sicht also gezwungen, unsere persönlichen Angaben kostenlos zur Verfügung zu stellen. Auch wenn uns die entsprechenden Unternehmen immer wieder bestätigen, dass die Sicherheit der Sammlung und der Datenschutz selbstverständlich eingehalten werden, so werden immer wieder Lecks oder Missbräuche öffentlich. Dies hat auch damit zu tun, dass elektronische Daten eben problemlos speicherbar, austauschbar oder teilbar sind, ohne dass der entsprechende Besitzer der Informationen davon etwas merkt.

Diese Mechanik – persönliche Nutzerdaten gegen kostenlose «Helferchen» (Programme, APP, Anwendungen) – greift in der Zwischenzeit in allen Bereichen um sich. Als Beispiel möchte ich hier noch den Detailhandel anführen. Früher bei den Tante Emma-Läden kannte der Verkäufer die Wünsche und Vorstellungen seiner Käufer und konnte die Kunden auf diese Weise persönlich beraten und betreuen. Bei den heutigen Grossunternehmen übernehmen dies die Kundenkarten. Und diese haben es in sich. Der Nutzer der Karten gibt eine Vielzahl von persönlichen Informationen und dazu sein ganz persönliches Einkaufsverhalten preis. Dies im Tausch von Punkten und anderen Loyalties. Auf diese Weise werden gesamte Kaufprofile über uns angelegt – man kann sich gut vorstellen, dass diese Informationen einen Ozean an Daten darstellen.

Waren vor zehn bis zwölf Jahren die IT-Systeme noch zu wenig leistungsfähig, so hat sich dies in den letzten Jahren massgeblich verändert. Heutige Systeme sind in der Lage zu erkennen, wann wieder ein Kauf ansteht oder welche Einkaufsmuster der entsprechende Kunde hat. Wer als Konsument weiss schon, wo welche Daten in welchem Umfang vom ihm angelegt werden? Mit der Kundenidentifizierung erwartet der Kunde aber auch einen Mehrwert: einerseits den finanziellen Nutzen, aber andererseits einen – wie auch immer gearteten – Mehrwert in Form einer optimaleren Beratung, eines bequemeren, schnelleren und effizienteren Kaufprozesses sowie eines massgeschneiderten Angebotes.

Der Kunde ist heute (vor allem im Internet) nur dann bereit, seine Anonymität preiszugeben, wenn er einen echten Mehrwert wahrnimmt. Dies belegt eine im Februar 2016 publizierte Studie «Darf ich wissen, wer Du bist?» der Zürcher Hochschule. Interessant ist der Umstand, dass nur gerade 65% der Befragten bei einem Prestigekauf eine mittlere oder höhere Bereitschaft gezeigt haben, ihre persönliche Daten preis zu geben. Bei einem Impulskauf sind es lediglich 25%, bei einem Alltagskauf nur noch 14% und bei einem Intimkauf gar lediglich noch 11%. Dies steht aber ganz klar im Gegensatz zu den verschiedenen Kundenkarten der Detailhändler – hier legt der Konsument sämtliche seiner persönlichen Daten offen. Übrigens zeigte die besagte Studie auch, dass der Kunde «nur Bares ist Wahres» als Gegenleistung wünscht, also eine finanzielle Vergütung in Form eines Bar Checks, Zusatzrabatten oder andere finanzielle Vergünstigungen.

Als Zusammenfassung: Daten und Informationen haben in der analogen Welt einen Wert, auch ist klar, wer der Besitzer oder Inhaber von diesen ist. In der digitalen Welt vermischt sich dies zu Lasten der Besitzer und Inhaber der entsprechenden Daten. Dem eigentlichen, ursprünglichen Besitzer ist es in den wenigsten Fällen klar, welche seiner Daten und Informationen von Dritten weiterverwendet und genutzt werden. Da die Daten ohne bewusstes Wissen der Nutzer gesammelt werden.

b) DATEN LÖSCHEN

Haben Sie schon einmal versucht, Daten von Ihnen, die durch jemanden anders erfasst wurden, zu ändern oder gar zu löschen? Wenn nicht, dann sollten Sie es einmal versuchen. Sie werden überrascht sein, wie schwierig sich dies bewerkstelligen lässt. Nur schon, weil Sie selbst gar nicht mehr exakt wissen, wo welche Ihrer Daten gespeichert sind.

Wir alle sind auch Konsumenten, nicht nur Angestellte oder Inhaber eines Unternehmens. Mit dem Einzug der Computer und den entsprechenden Softwaren begannen die Unternehmen damit, Daten der Kunden zu erfassen. Zu Beginn dieser Entwicklung waren dies noch sehr rudimentäre Datensätze in Form von Debitoren- und Kreditoren-Adresslisten. Da waren bloss der Firmenname, die Adresse und der entsprechende Umsatz abgebildet. Heute wird eine Fülle von Daten erfasst, teils mit dem Wissen des Kunden, teils aber eben auch Daten ohne dessen Wissen.
Möglicherweise haben Sie auch schon erlebt, dass die Korrektur gar nicht so einfach war, wenn sich ein Fehler in persönliche Daten eingeschlichen hatte. Ein offensichtlicher Fehler, wie die falsche Schreibweise des Strassennamens, lässt sich noch einfach korrigieren und wird auch bei der entsprechenden Kontaktperson keinen Argwohn erwecken. Wie sieht es aber aus, wenn Ihrem Kundenkonto aus Versehen kein Verkauf des entsprechenden Artikels zugeschrieben wurde und Sie aber eine Reklamation haben?

Der Kundenservice wird dem eigenen Software-System mehr vertrauen als Ihren Aussagen. Solche Fehler oder Änderungen sind nur schwierig zu vollziehen. Oder Sie haben Ihre nächste Flugreise in die USA über eine Internet-Plattform bei der entsprechenden Airline direkt gebucht. Dabei haben Sie das Ticket auch für Ihren Kollegen mitgebucht. Leider ist ihnen während der Eingabe des Geburtsdatums bei Ihnen und Ihrem Kollegen das Missgeschick passiert, den Tag und den Monat verkehrt herum erfasst zu haben (in den USA wird jeweils der Monat zuerst und erst danach der Tag erfasst). Ihr Datum lässt sich wahrscheinlich noch einfach verändern (da Sie der Erfasser der Buchung sind), aber das Ticket für Ihren Kollegen wird ein Spiessroutenlauf. Ich persönlich weiss von Fällen, in denen dies geschehen ist und die entsprechende Person zwar in die USA geflogen ist, jedoch nicht in die USA einreisen konnte. Die Einreisebehörde hatte dies nicht akzeptiert, wobei der Pass das richtige Datum aufgewiesen hat, wie auch das ESTA (Einreisbewilligung), und lediglich die Airline Daten falsch waren.

Wir Menschen tendieren dazu, den digitalen Daten immer mehr zu vertrauen. Einmal erfasste Daten und Informationen behalten für die Ewigkeit ihre Gültigkeit. Obwohl eine Information falsch ist, wird diese weiterhin in den Systemen weitergeschleppt und nicht wirklich gelöscht. Vielleicht immer mit dem Hintergedanken, dass diese Information (obwohl falsch) möglicherweise irgendeinmal noch von Interesse ist. Prüfen Sie doch einmal Ihre persönlichen Daten auf Ihren elektronischen Systemen – Sie werden selbst überrascht sein, was Sie da alles angesammelt haben. Vielleicht stammt diese Regung aus der Frühzeit der Menschheit, in der wir noch als Jäger und Sammler tätig waren. Und so geht es natürlich auch all diesen Firmen mit den entsprechenden angestellten Mitarbeitern. Wir sammeln und horten Daten und Informationen.

Als ich dieses Buch erstellt habe, bin ich meine Systeme und insbesondere meinen Computer durchgegangen. Ich fand doch Daten aus dem Jahre 1992, die mit der damaligen Software Framework (ein frühzeitiges Officepaket) erstellt wurden. Die Daten können mit den heutigen Programmen nicht mehr regulär und ohne entsprechenden Aufwand geöffnet, geschweige denn bearbeitet werden. Aber ich besitze diese Daten nach wie vor. Ich werde sie auch nicht ohne Weiteres löschen.
Das Gleiche gilt für alle veröffentlichten Daten, die im Internet oder in der Cloud (= Datenwolke) jemals gespeichert wurden. Solche Daten zu löschen ist beinahe ein Ding der Unmöglichkeit. Warum? Da die meisten Daten frei verfügbar und somit von jedem Nutzer auf seinen Anlagen speicherbar, wieder weiterkopierbar, teilbar oder weiter verwendbar sind, ist eine Löschung unmöglich. Es besteht die Möglichkeit, dass Themen, Daten und Informationen an Interesse verlieren und somit nicht mehr so einfach aufzufinden sind, aber sie sind nach wie vor vorhanden. Nicht umsonst heisst es, das Netz (Internet) vergesse nicht.

Zwar kann man bei den grossen Suchmaschinen-Anbietern Anträge stellen, um bestimmte Daten zu löschen, vor allem, wenn es sich um nicht rechtskonforme Inhalte sowie Unwahrheiten, Lügen oder Verleumdungen handelt. Dafür muss zuerst aber bewiesen werden, dass man selbst der Besitzer dieser Daten ist oder die entsprechende Person ist, auf welche diese Daten Bezug nehmen. Nach dieser nicht ganz so einfachen Prozedur wird der jeweilige Suchmaschinen-Anbieter die entsprechenden Links auch löschen. Nur: Wenn in der Zwischenzeit die Daten weiter im Netz verteilt, kopiert und gespeichert wurden, können und werden die Daten und Informationen ganz einfach wieder auf einer anderen Plattform oder einer anderen Webseite verfügbar sein. Das Spiel beginnt von Neuem.

Vor diesem Hintergrund könnte man «verzweifeln» oder äusserst kritisch werden, muss man aber nicht. Mit dem digitalen Zeitalter wurde auch alles schneller, so wird auch die Halbwertzeit von Informationen, Daten und Wissen immer kürzer. D.h., was heute aktuell und von Interesse ist, wird bereits in 3 Monaten wieder komplett vergessen sein.

Big Data

Die heutigen Computer sind in der Lage, riesige Datenmengen zu speichern und auszuwerten. Big Data beschreibt die statistische Auswertung sehr grosser Datenmengen.
Die Suchmaschine Google bearbeitet (bewältigt) die unglaubliche Menge von etwa 4,5 Mia Suchanfragen (Wert Ende 2015) täglich, das sind ca. 51’700 Anfragen pro Sekunde oder 3‘100‘000 Anfragen pro Minute. Mit der steigenden Nutzerzahl des Internets wächst diese Zahl (automatisch) kontinuierlich nach oben. Die Anzahl der Suchanfragen ist in Wirklichkeit noch viel höher, da mit der Einführung der Auto-Vervollständigung zahlreiche HTTP-Requests an die Google-Server gesendet werden. Google profitiert von diesen Suchanfragen auch direkt, der Werbeumsatz wird für 2016 auf 75 Mia USD geschätzt, das wären 2’378.- USD pro Sekunde.

Das Phänomen Big Data und der damit verbundene Datenstrom wird uns in Zukunft stark beschäftigen. In der obigen Grafik wird ersichtlich, aus welchen Quellen die Daten stammen.

Je nach Meinung von Marktbeobachtern und Experten kann man von einer Datenmenge von etwa 40 Zettabytes bis zum Jahre 2020 ausgehen – hinter einem Zettabytes stehen 21 Nullen. Um einen Vergleich zum menschlichen Vorstellungsvermögen ziehen zu können, ein bildliches Beispiel: 40 Zettabytes entsprechen in etwa 57x allen weltweiten Sandkörnern, die auf sämtlichen Sandstränden der Erde verteilt sind.

Erfahrungsgemäss verdoppelt sich die Datenmenge alle 18 Monate. Seit 2002 werden mehr digitale als analoge Daten gespeichert. Und Daten fliessen reichlich, denn Quellen hierzu gibt es einige: Sensoren von Maschinen, Autos oder Geräten, alle Nutzerdaten aus dem Internet, sämtliche Daten aus geschäftlichen, wirtschaftlichen Aktivitäten, alle Telefongespräche mittels VoiP (wie Skype), alle GPS-Daten der Smartphone Benutzer, sämtliche Bilder und Aufzeichnungen von Überwachungskameras, Daten aus dem Stromnetz (intelligente Stromzähler), Steuerdaten, Bankdaten, private Datensammlungen (z.B. Bilder, Filme und Dokumente), uvm. Dies alles liegt in digitaler Form vor, in irgendwelchen Datenspeichern, wie aber auch im Internet, der Cloud. Nur ca. 3% der Daten, so schätzen Experten, lassen sich mittels eines Such- oder Schlagworts effektiv auch suchen und finden.

Alle anderen Daten, also rund 97%, sind unstrukturiert und somit nur schwer nutzbar. Um Daten auswerten und verwenden zu können, wird eine leistungsfähige Technik benötigt, dazu gehören u.a. In-Memory-Computer. Diese Computer sind mit einem grossen leistungsfähigen Arbeitsspeicher ausgerüstet. Der Arbeitsspeicher kann schon mal 100 Terabytes und grösser sein – dies ermöglicht eine Suche aus dem Arbeitsspeicher und vermeidet damit eine Suche ab der Festplatte. Dadurch wird eine Suche deutlich leistungsschneller. Zudem ist die Architektur der Datenbanken eine andere.

In klassischen Datenbanken wird nach rationellen Kriterien gesucht, die Software durchsucht eine Vielzahl von Tabellen und trägt so die notwendigen (verbundenen) Daten und Informationen zusammen. Bei NoSQL-Datenbanken, die mit einer Big-Data-Algorithmen-Software verbunden sind, kommt eine semantische Fähigkeit dazu. Diese erkennt, was mit den Begriffen unterschiedlicher Bedeutung tatsächlich gemeint ist und stellt so von selbst eine Verbindung zwischen den Informationen her. Bei NoSQL-Datenbanken liegen die Daten vielfach in einfachen Dokumenten oder Graphen vor, damit sind Zusammenhänge deutlich schneller zu finden. NoSQL-Datenbanken sind dadurch deutlich schneller im Auffinden von Informationen.
Das Datenvolumen steigt stetig an, so werden bei Facebook täglich ca. 650 Terabyte (Stand 2015) neue Daten generiert, zudem werden pro Tag rund 600 Mio E-Mails (Stand 2015) versandt – die Tendenz ist in allen Kanäle stark steigend.
Da die entsprechenden Daten in unterschiedlichen Formaten anfallen und für deren Auswertung leistungsfähige Systeme erforderlich sind, stellt dies eine der grössten Herausforderungen dar. Unternehmen ziehen nur dann einen Nutzen, wenn die Daten aus Online-Prozessen, der CRM-Software, dem Controlling oder der E-Mail-Kommunikation auch in Realtime ausgewertet werden können. Ansonsten sammelt man lediglich ein Meer an Daten, ohne Überblick und Nutzen.

Aufgrund von Big Data und deren Resultate lassen sich Vorhersagen treffen, wie z.B. Verbrechen erkennen, Krankheitsbilder bestimmen, Abverkäufe errechnen oder auch die erwartete Verkehrsmenge prognostizieren. Mit Big Data haben wir die Basis geschaffen, um teilweise in die Zukunft sehen zu können. Früher gab es nur das Horoskop oder die Seher. Die Prognosen sind mittels Big Data, verbunden mit künstlicher Intelligenz, bemerkenswert gut. So lässt sich heute auch problemlos berechnen, was der Kunde demnächst einkaufen wird. Oder wie sich die Börsenkurse weiterentwickeln werden.

Dies alles sind per se positive Aspekte. Deshalb werden diese Daten auch systematisch erfasst, „gehortet“, ausgewertet und weiterbearbeitet. Mit Big Data ist aber auch der Datenschutz ein wichtiges Thema geworden, denn vielfach wissen die Konsumenten oder Nutzer nicht oder nur unzureichend, dass seine persönlichen Daten erfasst und ausgewertet werden.

Der Datenschutz in der Schweiz und Europa ist gut aufgestellt. Nur gibt es keine systematische Kontrolle der entsprechenden Anbieter, da diese Unternehmen auch vielfach irgendwo auf der Welt zu Hause sind. Indem der User die allgemeinen Geschäftsbedingungen mittels Anklickens bestätigt, können diese Daten (gemäss den jeweiligen Geschäftsbedingungen) problemlos gesammelt, abgerufen oder weiterverwendet werden. Denn Hand aufs Herz, wer liest heute vor der Installation der entsprechenden Software oder APP noch diese seitenlangen Geschäftsbedingungen?

So kann und wird im schlimmsten Fall Big Data zu einer flächendeckenden Überwachung der entsprechenden User führen. Big Players (grosse Unternehmen) errichten so für die entsprechenden User einen digitalen Überwachungsapparat. Europäische und schweizerische Unternehmen stehen gegenüber den USA und der Welt in diesem Zusammenhang aktuell noch im Rückstand, d.h., unsere Privatsphäre ist heute noch besser geschützt. So werden deutlich weniger sensible Daten gesammelt als beispielsweise in angelsächsischen Ländern. Es zeichnet sich aber ab, dass wir hier demnächst aufholen, zudem das Internet ja keine Grenzen kennt.

Was viele User nicht wissen und realisieren: Selbst anonyme Daten können einem User zugeordnet werden, da vielfach die Anonymisierung in der Softwareprogrammierung ungenügend programmiert wurde. Der User kann sich heute schützen, indem er regelmässig Cookies löscht oder Cache-Speicher wie auch ein anonymes Surfen im Internet einrichtet. Erhebungen zeigen, dass nur wenige User (weniger als 5%) diesem Umstand Rechnung tragen und ihre Cookies und Cache-Speicher regelmässig löschen.

Big Data, in der richtigen Balance, Kontrolle und Aufsicht eingesetzt, verspricht für den User mehr Effizienz, mehr Transparenz und bessere Dienste zu einem interessanten (tieferen) Preis. Der User sollte sich aber immer bewusst sein, dass mit seinen Daten im Big Data immer bessere Vorhersagen über ihn als Individuum getroffen werden können. Und je mehr Unternehmen auf Big Data setzen, desto umfangreichere, klarere Profile pro User sind auswertbar.

 

Wo werden heute Daten gesammelt

Kontaktlos zahlen, in der SBB-App schnell die nächsten Abfahrtzeiten nachschlagen, im Detailhandel mit der Kundenkarte zahlen und Punkte sammeln, über eine Booking-Plattform den nächsten Ferienflug buchen, über eine Message-APP mit den Freunden kommunizieren, die neusten News über unsere Freunde auf Facebook lesen, das Navigationssystem mit der Zieladresse programmieren – unsere heutige Welt ist bereits stark digitalisiert. All diese kleinen «Helferchen» nutzen wir ganz selbstverständlich. Die obigen Beispiele lassen sich problemlos mit x weiteren Beispielen ergänzen. Wir Nutzer ziehen einen ganzen Rattenschwanz an digitalen Daten hinter uns her, besonders dann, wenn wir unser Smartphone immer eingeschaltet haben, eine oder mehrere Kreditkarten nutzen, im Internet einkaufen oder konsumieren.

Viele IT-Experten gehen davon aus, dass unsere Daten (Big Data) die wertvollste Handelsware überhaupt sein werden und somit das neue Erdöl des 21. Jahrhunderts sein werden. Oder noch heftiger ausgedrückt: die Währung der Zukunft. Denn wer Daten sammelt und in seinem Besitz hat, der sammelt auch Macht. Aber wirklich nützlich sind diese Daten erst, wenn sie ausgewertet werden. So können diese Daten im Marketing genutzt werden und auf diese Weise kann exakt auf die Bedürfnisse des entsprechenden Nutzers angepasst geworben werden. Individuelle Werbung – dadurch steigt die Kaufwahrscheinlichkeit massiv.

Dies ist auch der Grund, dass so viele Unternehmen begonnen haben, gezielt und massiv Daten zu sammeln. Der gewöhnliche Nutzer hat heute die Kontrolle und Übersicht über seine Daten längst verloren – denn wussten Sie, dass ihr Smartphone (ohne Ihr Zutun) laufend Daten an seinen Hersteller sendet? Dass der Telefonbetreiber über diese Daten verfügt, ist in der Zwischenzeit bekannt. Der Gerätehersteller (sowohl Apple, Samsung oder andere Android-Hersteller) sammeln Ihre Bewegungsdaten, Kommunikationsformen, Nutzungsarten, etc. Bei den installierten APP’s verhält es sich gleich.

Wir Nutzer sind dies alles freiwillig eingegangen, weil uns etwas kostenlos versprochen wurde (z.B. kostenlose News), weil wir es nicht realisiert haben (d.h. die AGB nicht studiert haben), aus Unwissenheit gehandelt haben, oder aus ähnlichen Gründen.

Dating Plattformen:

Dating-Apps sind wahre Datensammler und auch puncto Sicherheit sehr kritisch. Denn alle grossen und bekannten Anbieter, von Elite-Partner, Friendscouct24, Badoo, Tinder, Parship hin zu Zoosk oder Lovoo verlangen z.B. Zugriff auf alle persönlichen Kontaktdaten, Zugriff auf alle Bilder, die Standortfreigabe, In-App-Käufe und alle anderen Dateien vom Smartphone oder Computer. Die Dating-Apps sammeln zudem die Bewegungsdaten der Nutzer, wie Wohnort, Arbeitgeber, Hobbys, teils greifen sie sogar auf das Mikrophon und die Kamera der Smartphones zu. Mit der Bestätigung der allgemeinen Geschäftsbedingungen ermöglicht man den Dating-Plattform-Anbietern also den kompletten Zugriff auf seine Daten, seine Tätigkeiten, seine Kontakte oder seine Standorte. Aber es kommt noch schlimmer: Dadurch lassen sich durch die Dating-Apps unautorisierte SMS und andere Nachrichten versenden. Sollte das Smartphone über firmenrelevante Daten verfügen oder gar dem Unternehmen gehören, können auf diesem Weg Unternehmensdaten an Dritte gelangen.

Was mit einfachen Adressdatenbanken begann und zu kompletten CRM-Systemen entwickelt wurde, erhält mit Big Data eine ganz andere Dimension. In der Zwischenzeit sammelt beinahe jedes Unternehmen in der Konsumgüter-Industrie, aber auch in der Industriegüter-Industrie fleissig entsprechende Konsumentendaten. Als Aussenstehender bekommt man ab und zu das Gefühl, dass aktuell all diese Daten etwas unstrukturiert gesammelt und erfasst werden. Viele Konsumenten und Nutzer realisieren gar nicht, welche und in welchem Umfang die Unternehmen Daten über sie sammeln. Da Speicherplatz und aber auch Übertragungsraten immer leistungsfähiger werden, spielt es für die Unternehmen keine Rolle, welche Daten, Datenarten oder Datenmengen systematisch erfasst werden. Im Zweifelsfall erfasst und loggt man lieber zu viele entsprechende Daten als zu wenige. Dies alles führt zu einem Meer an Daten, die in den entsprechenden Unternehmen hin und her schwappen.

In Zukunft wird von den unterschiedlichsten Unternehmen, aber auch vom Staat über jede Aktion und Reaktion eines Konsumenten/Nutzers/Users systematisch ein elektronisches Datenprofil zu den unterschiedlichsten Themen erfasst werden. Der Konsument und Nutzer wird dadurch gläsern.

Marketing

Im Marketing wird das Augenmerk in den nächsten Jahren auf Big Data liegen. Damit geht aber auch eine ganze Reihe an weiteren Herausforderungen einher. Eine Studie zu diesem Thema, welche durch die Unternehmensberatung ENGN in Zusammenarbeit mit der Leuphana Universität Lüneburg erstellt wurde, zeigt, dass zwei Drittel der Marketingverantwortlichen finden, Big Data werde eine grosse oder sehr grosse Aufgabe in naher Zukunft sein. Aus der Studie geht auch hervor, dass eine konsistente Kommunikation in einer Multichannel-Welt als eine weitere wichtige Aufgabe angesehen wird. Dies betrifft aber nicht nur das Marketing, sondern auch die Verkaufsabteilung. Dabei wird eine der grössten Schwierigkeiten sein, das geeignete, technische Personal, welches die digitale Transformation antreiben kann, zu finden.

Daneben sind weitere Herausforderungen zu bewältigen, wie einerseits die geeignete Marketing-Software zu implementieren und andererseits die entsprechenden Datenmengen, inklusive der Datenanalyse und der Dateninterpretation, als Marktvorteil erfolgreich zu nutzen. Dabei sind CRM-Systeme die mit weitem Abstand am häufigsten genutzten Softwarelösungen im Marketing. In rund 80 % der Unternehmen werden heute solche Systeme eingesetzt, um die steigende Bedeutung der Single Customer View und um die kundengerechten und marktspezifischen Marketing-Aktivitäten überhaupt einsetzen zu können.

In einigen Jahren werden beinahe alle Unternehmen über entsprechende CRM-Tools verfügen. Die grosse Kunst wird die Analyse und daraus abgeleitet die richtige Interpretation mit den entsprechenden Entscheidungen sein. Dies führt auch dazu, das alle Konsumenten, Nutzer und User mit kundenindividuellen Angeboten, Offerten, Werbung, Verkaufsförderung, individualisierten Produkten-Leistungen, Aktionen oder Sonderangeboten angesprochen werden. Die Produkte werden auf den einzelnen Konsumenten, Nutzer und User kundengerecht, zielgruppenorientiert und konsumabhängig designt, produziert, vertrieben oder verkauft werden.

Big Data im Auto

Unsere heutigen Fahrzeuge sammeln viel mehr Daten als uns bewusst ist. Der Bordcomputer (meistens sind es mehrere Systeme), das GPS und das Navigationssystem, der Fahr- und Spurassistent und vieles mehr erleichtern den Fahrkomfort heutiger Fahrzeuge. Diese Systeme «spionieren» den Fahrer aber auch aus, was viele Kunden gar nicht wahrnehmen.

Diese technischen Hilfsmittel, wie Sensoren, GPS, Kameras oder Bordcomputer eignen sich gleichzeitig auch gut als Spionagewerkzeug. Der TCS hat in Zusammenarbeit mit der FIA (Fédération Internationale de l’Automobile) die verschiedenen Bordcomputer von Autoherstellern, u.a. BMW, Mercedes-Benz und Renault, auf Big Data untersucht. Dabei haben alle Fahrzeuge neben den technischen Daten, die zum Beispiel für eine Ferndiagnose oder für eine Fehlerbehebung benötigt werden, auch Nutzerdaten des Kunden/Fahrers gesammelt. Dabei war auch Datenmaterial, welches den Fahrstil des Lenkers und das Bewegungs- und Nutzungsprofil des Fahrzeugs nachvollziehbar macht. So wird zum Beispiel bei BMW die Maximaldrehzahl des Motors mit dem jeweiligen Kilometerstand aufgezeichnet oder es werden die letzten 100 Abstellpositionen des Fahrzeugs festgehalten.

In der Schweiz ist es von Gesetzes wegen nicht zulässig, jemanden ohne seine Zustimmung via Smartphone zu lokalisieren. Dies trifft aber nicht auf Fahrzeuge zu. Die Autoimporteure sichern sich mit bestimmten Klauseln in den allgemeinen Vertragsbedingungen der Kaufverträge bei neuen Fahrzeugen ab, so dass die Autohersteller entsprechende Daten der Nutzer sammeln können. Der Autoverkäufer realisiert dies meistens gar nicht und weiss somit auch nicht, dass er systematisch getrackt wird, oder wofür diese Daten im Detail genutzt werden.

Die erhobenen Daten und Informationen können in einem Garantie- und Zweifelsfall somit gegen den Kunden verwendet werden (= Regress). Durch die Bewegungsdaten der Fahrzeuge lässt sich auch problemlos eruieren, wie schnell ein Fahrzeug zu einem bestimmten Zeitpunkt gefahren wurde. Solche Daten könnten auch von der Polizei, beispielsweise bei Verkehrsdelikten oder Unfällen, genutzt, ausgewertet und verwendet werden.

Aber auch Versicherungsgesellschaften könnten auf diese Weise Regress auf den Fahrer nehmen. Versicherungsunternehmen bieten heute vor allem für Junglenker freiwillige autonome Fahrtenschreiber an. Diese Telematik-Angebote sind eigenständige Lösungen, welche die Fahrer/Kunden und Nutzer bewusst eingehen. Aktuell findet noch kein Datenaustausch zwischen Autoherstellern und Versicherungen statt. Doch es ist absehbar, dass dies zukünftig erfolgen wird. Der Kunde und Fahrer wird dadurch gläsern.

Der TCS und die FIA haben dabei festgestellt, dass alle Automobilhersteller deutlich mehr Daten sammeln, als man erwarten würde. Als exemplarisches Beispiel sind nachstehend die gesammelten Daten eines BMW 320d aufgeführt. Zu den Standarddaten, welche u.a. mögliche Fehlfunktionen, Motorenbelastung oder Verbrauch erfassen, werden die nachfolgenden Daten erhoben:

  • Maximal-Drehzahl des Motors mit dem jeweiligen Kilometerstand
  • Dauer der Fahrt in den verschiedenen Modi des Automatikgetriebes
  • Zahl der elektromotorischen Gurtstraffungen (z.B. aufgrund starker Bremsmanöver)
  • Nutzungsprofil: Fahrstrecken bis 5, 20, 100 km und über 100 km
  • Anzahl der Fahrer: Zahl der Lenkersitz-Justierungen
  • Ins Navigationssystem eingegebene Fahrziele
  • Vor der Airbag-Auslösung: Beschleunigung, Geschwindigkeit, Gas- und Bremspedalstellung
  • Betriebsstunden der Fahrzeugbeleuchtung, getrennt nach verschiedenen Lichtquellen
  • Anbindung des Handys via Bluetooth: Kontaktdaten (je nach Telefonmodell)
  • Anzahl der ins CD-/DVD-Laufwerk eingelegten Medien

Diese Daten werden von BMW für das entsprechende Modell erhoben. Dabei ist BMW nicht einzige Autohersteller, der solche Daten erfasst. Alle Autohersteller machen dies heute, wobei andere Hersteller noch deutlich weiter gehen und sich nicht nur auf die Datensammlung beschränken, sondern ergänzte Funktionen einbauen. Z.B. kann Renault den Ladeprozess der Batterie unterbrechen, wenn das Leasing für die Batterie nicht bezahlt wurde.

Fakt ist heute, dass wir die Kontrolle als Nutzer verloren haben und wir gar nicht mehr wissen, wo welche Daten von uns gesammelt, hinterlegt, gebraucht und verwendet werden. Als Nutzer sind wir gläsern.

Big Data im Marketing

Obwohl in den meisten Unternehmen eine Unmenge an Daten gesammelt und zusammengetragen werden, operieren viele Unternehmen nach wie vor im Dunkeln. Gemäss einer Marktforschung von CSO Insights aus dem Jahre 2015 haben 69.9% aller Sales- und Marketing-Manager keinen direkten Zugriff auf aktuelle Vertriebsdaten oder Big-Data-Analysen.

Es macht den Anschein, dass zwar eine beträchtliche Menge an Daten zusammengetragen wird, deren Auswertung und Aufbereitung aber nach wie vor Schwierigkeiten verursacht, oder dass die entsprechenden Mitarbeiter nicht über das notwendige Know-How verfügen. Die Praxiserfahrung zeigt, dass es vielfach eine Kombination der beiden Kriterien ist. Das Bestimmen von Daten und daraus abgeleitet das Datensammeln ist sicherlich einfach, aber danach entsprechende Analysen zu fahren und die richtigen Rückschlüsse zu ziehen, ist jedoch ein ganz anderes umfassenderes Thema.

Daten stellen einen echten Wettbewerbsvorteil dar. Aus diesem Grund haben Firmen in den vergangenen Jahren vermehrt auf CRM-Datenbanken gesetzt. In der Praxis lässt sich aber feststellen, dass diese Daten nur marginal effektiv für Zusatzgeschäfte genutzt werden.

Sobald standardisierte CRM-Software-Lösungen angewandt werden, steigen auch die Auswertungsmöglichkeiten für die Unternehmen. Dies, weil jene Programme heutzutage standardmässig Analytik-Tools mitbringen. Die entsprechenden Auswertungen und Resultate sind aber nur so gut, wie auch die entsprechenden Daten strukturiert, erfasst und gepflegt sind. In diesem Bereich gibt es noch grossen Handlungsbedarf. Da elektronische Daten einfach zu speichern sind, werden jahrzehntelang «alte» Daten mitgenommen. Unternehmen verhalten sich da nicht anders als private Konsumenten – wiederum Hand aufs Herz: Wie viele alte Daten und Bilder haben Sie auf ihrem System (z.B. PC, Laptop, Tablett und Smartphone) gespeichert?

In einem Unternehmen kommt da einiges zusammen:

  • Alte Produktdaten
  • Alte, nicht nachgeführten Kundenadressen (von Firmen, die mal Kunden waren, Konkurs gingen, etc.)
  • Kontaktpersonen, die schon längere Zeit nicht mehr im entsprechenden Unternehmen arbeiten
  • Outlook-Postfächer, die x MB’s gross sind, und viele mehr ….

Sprechen Sie mit Ihrem IT-Verantwortlichen, der Ihnen bestätigen wird, dass die Datenmenge auf den entsprechenden Systemen (Server, Desktop oder PC’s) nur eine Richtung kennt.

CRM-Datenbank-Systeme sammeln nicht nur die durch innerbetriebliche Nutzer entstandenen Daten, sondern möglicherweise bereits auch durch Maschinen generierte Datensätze. Diese sind, da durch eine Maschine (und dadurch mit einer logischen Abfolge) generiert, auch deutlich strukturierter und klarer verfügbar.

Der Analyse, also der Analytics und der Advanced Analytics, kommt in Zukunft eine grosse Bedeutung zu, denn nur, wenn man die gesammelten Daten marktgerecht und nutzerbringend einsetzen kann, hat man die entsprechenden Wettbewerbsvorteile. Dabei sollen

  • die richtigen Informationen
  • zur richtigen Zeit
  • in der richtigen Form
  • an den richtigen Orten

(schnell) verfügbar sein, sei dies als Ausgabe (Resultat) an den Menschen (Konsumenten, Mitarbeiter) oder an die Maschine (Multiagentsysteme).
Singuläre Systeme, also reine CRM-Software-Systeme, verlieren an Bedeutung, denn die heutigen Unternehmen benötigen gesamtheitliche Lösungen und Werkzeuge, so dass alle Aspekte eines Geschäftsprozesses, wie Kundenstrategie, Prozesse, Organisation und Unternehmenskultur berücksichtigt werden können.

Digitalisierte Anwälte

Bis anhin dachte man, dass die gesamte Anwaltsbranche keine oder nur wenig Digitalisierung erfahren wird, da man bei einer Rechtsstreitigkeit doch nicht mit einem Roboter zu tun haben möchte. Aber seit «unerfahrene» Startups auch in diesen Bereich vorstossen, ist in der Branche Unruhe ausgebrochen. Und diese Unsicherheit ist berechtigt, wenn man einer Studie der Boston Consulting Group Glauben schenkt, die davon ausgeht, dass mittelfristig 30-50% der Aufgaben in der Kanzlei oder der Rechtsberatung durch Computerprogramme übernommen werden. Dadurch werden alle Kanzleien gezwungen, ihre Geschäftsmodelle zu überdenken. Insbesondere, da der Kostendruck in dieser Branche auch dementsprechend für zusätzlichen Druck sorgen wird.

Die wichtigsten Trends durch LegalTech (= beschreibt genauso wie Fintech in der Finanzbranche technologische Innovation im Bereich der Anwaltsbranche):

3 Trends in der Anwaltsbranche:

Trend 1: Cloud-Lösungen

Kunden von grösseren Anwaltskanzleien verlangen grosse Sicherheiten für Ihre Daten. Dabei muss aber auch rasch auf die Daten zugegriffen werden können, um Analysen und Abklärungen zu treffen. Die Anwalts-Kanzleien müssen entsprechende Storage-Lösungen anbieten können.

Trend 2: Roboterberater

Bei grossvolumigen Rechtsberatungen können intelligente Software und Roboter schneller Dateien, Unterlagen oder Urteile suchen oder analysieren. Die Roboter können mit den hinterlegten Algorithmen auch frühzeitig eine Warnung ausgeben.

Trend 3: Intelligente Verträge

Man geht heute davon aus, dass die «autonome Maschine» deutlich bessere Verträge ausarbeitet als Menschen. Dies ist sicherer und vollständiger im Umfang (beinhaltet alle denkbaren Möglichkeiten).