Social Media Radar und Social Media Plattformen

Social Media Radar

Sobald ein Unternehmen sich mit Social Media beschäftigt, steht die Frage im Raum, welches die Plattformen sind, auf denen man aktiv sein sollte. Hierfür gibt es keine Pauschalantwort, ausser: Dort wo die eigenen Kunden aktiv sind!

Um herauszufinden, wo Kunden aktiv sind, kann man ein Monitoring für Marken- und Fachbegriffe einrichten oder direkt auf den Social Media Plattformen danach suchen.

Social Media Radar Quelle: Martina Dalla Vecchia, Social Media Marketing, 2015

Besonders für den Start im Bereich Social Media ist es angebracht eine umfassende Analyse der IST-Situation vorzunehmen. Dabei hat es sich bewährt, fünf Gruppen genauer auf deren Online-Aktivitäten hin zu analysieren:

  1. Die eigenen Online-Präsenzen. Bezogen auf Social Media Plattformen kann es durchaus vorkommen, dass bereits begeisterte Kunden oder Mitarbeitende ein Profil für das Unternehmen auf einer Plattform angelegt haben. Dies kam besonders häufig auf Facebook und Twitter vor. Zum Teil wurden diese Seiten dann, wenn die Unternehmen dies realisiert hatten, übernommen und vom Social Media Manager des Unternehmens weitergepflegt.
  2. Die Aktivitäten der Kunden. Interessant ist vor allem, ob und wie aktiv bestehende Kunden bereits die Plattformen nutzen und welche Themen besonders interessant für sie sind.
  3. Neben den Kunden gibt es fast immer Influencer (Super-User, Meinungsbildner oder Multiplikatoren). Ideal ist es, wenn man diese identifizieren und einen Kontakt zu ihnen aufbauen kann. Hier kommt dann der Netzwerkeffekt voll zum Tragen, da ein von diesen Influencern geteilter Beitrag eine grosse Reichweite hat und häufig einen gewissen Vertrauensvorschluss besitzt.
  4. Mitbewerber zu beobachten ist für Unternehmen immer interessant, sei es, um von ihnen zu lernen (positiv wie negativ) oder deren Aktivitäten als Herausforderung zu sehen.
  5. Last but not least ist es interessant, einen Benchmark zu definieren. Ziel ist es, sich von diesem „Vorbild“ inspirieren zu lassen. Dieser Benchmark muss nicht zwingend in der gleichen Branche tätig sein. In einigen Projekten haben wir pro Plattform einen Benchmark definiert. Auch dies kann hilfreich sein, im Bestreben nach permanenter Verbesserung.

Was genau sollte analysiert werden? Neben den Social Media Profilen sollte immer auch die Website und/oder der Blog untersucht werden. Interessenten und Maschinen unterscheiden nicht nach Online-Marketing und Social Media. Für sie ist alles, was unter einem Domainnamen passiert oder mit diesem direkt verbunden ist, ein Teil des Gesamtbildes.

Ausschnitt aus einem Social Media Radar nach Prof. Dalla Vecchia, 2015. Some rights reserved Creative Commence cc-by-sa, Version 4.0

Nachfolgend sind eine Reihe von Kriterien aufgelistet: Diese sind nicht abschliessend und sollten mit Blick auf das eigene Unternehmen angepasst werden. Für eine Non-Profit-Organisation sind beispielsweise andere Punkte wichtiger, als für ein Unternehmen im B2B.

Checkliste Social Media Radar Vergleichspunkte am Beispiel von Facebook:

  • Titel / Name / Profilname
  • URL
  • Eröffnungsdatum
  • Link zur Website
  • Profilbild
  • Bilderwelt
  • Video (vorhanden/Themen)
  • Impressum
  • Netzwerkgrösse: Fans/Liker
  • Influencer
  • Posts pro Woche
  • Kommentare pro Post
  • Signale (Reaktionen) pro Post
  • Themenschwerpunkte der Beiträge
  • Werbung geschaltet
  • Aktive Mitarbeitende
  • Allgemeiner Aktivitätslevel (Einschätzung: passiv / aktiv / proaktiv)

Social Media Plattformen

Es gibt eine Unmenge von Social Media Plattformen. Im nachfolgenden Social Media Prisma sind zahlreiche aufgeführt.

Social Media Prisma von ethority Quelle: http://ethority.de/weblog/tag/prisma/ Download 01.06.2012

Im Folgenden wird eine Auswahl von Social Media Plattformen für Unternehmen kurz vorgestellt.

Grundsätzlich gilt bei jeder Plattform: Nutzungsbedingungen lesen! Dies dauert bei den meisten Plattformen nicht länger als 30 Minuten, hilft aber, sich von Anfang an korrekt zu verhalten. Je nach Social Media Strategie kann man dann mit dem Einrichten des Profils beginnen:

Passiv-Strategie

  1. Account-Namen definieren und prüfen, ob diese frei sind
  2. Account anmelden
  3. Account mit Basisangaben im Corporate Design einrichten
  4. Zentral ist der Link zur Website und zum Impressum
  5. Monitoring für diese Account-Namen einrichten

Der Zeitaufwand liegt bei ca. zwei bis fünf Stunden pro Plattform, wenn alle notwendigen Informationen und Grafiken vorliegen.

Aktiv-Strategie

  1. Account-Namen definieren und prüfen, ob dieser frei ist
  2. Account anmelden
  3. Account mit Basisangaben im Corporate Design einrichten. Gegebenenfalls Beschreibung, wer schreibt, wo der Fokus ist, was der Leser erwarten kann
  4. Link zur Website und zum Impressum
  5. Mit interessanten Accounts/Profilen vernetzen
  6. Beiträgen folgen, und wo passend, diese kommentieren, liken, favorisieren etc.
  7. Publikationsplan und eigene Beiträge erstellen
  8. Beobachten, welche Beiträge wann beachtet werden und dann darauf reagieren.
  9. Monitoring-Tool einrichten

Der Zeitaufwand liegt nach dem Einrichten bei ca. fünf bis zehn Stunden pro Woche, wenn ein Publikationsplan vorliegt und professionelle Tools zum Einsatz kommen.

Proaktiv-Strategie

Ergänzend zur Aktiv-Strategie wird ein Community Management aufgebaut. Hier geht es darum, Gespräche anzustossen und zu moderieren. Der Zeitaufwand hierfür richtet sich nach dem Intensitätsgrad und wie interaktiv die Community reagiert.

Facebook

Facebook ist das grösste soziale Netzwerk. Es vereint derzeit weit über eine Milliarde Menschen auf einer Plattform. Das Geschäftsmodell von Facebook beruht auf der Schaltung von Online-Werbung. Zum Facebook-Universum gehören auch WhatsApp, der Facebook-Messenger und Instagram. Mehr über die Entstehungsgeschichte der Plattform erfährt man in dem Film „The Social Network“.

Facebook Nutzerzahlen Anfang 2015. Quelle: http://allfacebook.de/zahlen_fakten/facebook-nutzerzahlen-2015, Download 14.01.2015

Auf der Seite von Internetlivestats.com findet sich ein Zähler. Dieser weist am 17.10.2015 folgende Zahl aus:

Facebook Mitglieder am 17.10.2015. Quelle: http://www.internetlivestats.com/watch/facebook-users/

Für Unternehmen kann Facebook unterschiedliche Ziele unterstützen, sei es als Kommunikationsplattform, sei es um Kompetenz darzustellen oder neue Mitarbeitende zu finden. Die meisten Möglichkeiten lassen sich direkt über Facebook für Business abrufen. Nur in wenigen Bereichen, so zum Beispiel wenn es um Konzernstrukturen oder grosse Filialnetze geht, ist es notwendig, dies über eine spezialisierte Agentur zu machen.

Facebook in a Nutshell (wesentliche Elemente, kein Anspruch auf Vollständigkeit). Quelle: Martina Dalla Vecchia, Social Media Marketing, 2015

In vielen Fällen hat es sich bewährt, zusammen mit einer Agentur Kampagnen aufzusetzen und, wenn möglich, das Know-how anschliessend auch Inhouse aufzubauen. Sollte dies nicht möglich sein, kann eine Agentur diese Aufgabe auch als externer Partner übernehmen.

Wichtig ist von Anfang an der Austausch mit dem Unternehmensbereich Verkauf/Vertrieb/Kundenservice. Dessen Wissen über die Kunden erleichtert die Erstellung von treffenden Anzeigen.

Werbung auf Facebook. Download 01.09.2015. Quelle: www.facebook.com/business

Instagram

Instagram ist eine Foto und Video Sharing Plattform. Sie gehört zu Facebook und hat derzeit (Oktober 2015) mehr als 300 Millionen Nutzer. Auch im deutschsprachigen Raum konnte sich Instagram etablieren.

Um Werbung auf Instagram zu schalten, braucht es eine Facebook-Seite. Über diese kann man die Verbindung zu den Instagram Ads herstellen.

Instagram Werbung über Facebook Seite die Verbindung herstellen. Quelle: www.facebook.com/ads/manager/creation für eine Seite von Martina Dalla Vecchia

Ist die Verbindung zwischen der Facebook Seite und Instagram hergestellt, können über das Facebook Konto Anzeigen auf Instagram geschaltet werden.

Beispiel Carousel Werbung auf Instagram. Quelle: http://www.socialmediaexaminer.com/how-to-create-instagram-ads, Download 15.10.2015

Beispiel einer Instagram-Werbekampagne mit Call-to-Action. Quelle: http://www.socialmediaexaminer.com/how-to-create-instagram-ads, Download 15.10.2015

Pinterest

Pinterest ist ebenfalls eine Foto- und Video Sharing Plattform, mit derzeit 92 Millionen Mitgliedern. Das Wort Pinterest ist eine Zusammensetzung von Pinboard, der typisch amerikanischen Version vom Schwarzen Brett und dem englischen Wort für Interesse (interest). Wie an einer realen Pinnwand, kann man hier zu interessierenden Themen Fotos oder Videos zusammenstellen.

Live Zähler für Pinterest Mitglieder am 17.10.2015. Quelle: http://www.internetlivestats.com/watch/pinterest-users/

Im anglophilen Sprachraum ist das Anfertigen von Collagen oder Scratch-Büchern (individuelle Sammlung von Papier, Bildern, Farben, Eintrittskarten und Stoffresten) ein „Breitensport“. Aber auch im deutschsprachigen Raum konnte sich Pinterest etablieren. Besonders beliebt ist diese Plattform bei Menschen mit Interesse für Design, Fotographie, Kunst und Handgemachtem.

Pinterest in a Nutshell (wesentliche Elemente, kein Anspruch auf Vollständigkeit). Quelle: Martina Dalla Vecchia, Social Media Marketing, 2015

Twitter

Twitter ist ein typisches Beispiel für die neue Art der Kommunikation im Zeitalter der Social Media. Mit maximal 140 Zeichen werden Informationen ausgetauscht. Zu Beginn dieser neuen Ära wurde ich oft gefragt, was man mit 140 Zeichen schon gross sagen kann. Meine Antwort: Alles Wichtige. Zumal man die Möglichkeit hat auf ausführlichere Informationen auf einer Website, einem Blog, Bild oder Video zu verlinken. In den 140 Zeichen gilt es, dem Leser eine kurze, klare Information zu geben – zum Beispiel „heute XY Felgen für 299.-“ zu vermitteln oder warum er den Link anklicken sollte – zum Beispiel „Neue Checkliste zur Optimierung Ihres XING- Profils jetzt kostenlos downloaden (Link auf PDF)“.

Live Zähler für Twitter-Mitglieder am 17.10.2015. Quelle: http://www.internetlivestats.com/watch/twitter-users/

Täglich werden Millionen von Tweets versendet. Und ein grosser Teil dreht sich um Personen wie Justin Bieber oder Lady Gaga. Und daher wird Twitter häufig von Unternehmen als reiner Unterhaltungskanal abgetan. Aber: Auch Justin Bieber und Lady Gaga sind Unternehmen und betreiben Kundenbindung via Twitter!

Twitter in a Nutshell (wesentliche Elemente, kein Anspruch auf Vollständigkeit). Quelle: Martina Dalla Vecchia, Social Media Marketing, 2015

Darüber hinaus sind sehr viele Journalisten und Medienschaffende auf Twitter aktiv. Als das Flugzeug der Malaysia Airline vom Radar verschwand, gab es drei Minuten später bereits den ersten Tweet hierzu.

Google+

Google Plus oder auch Google+ ist die Antwort von Google auf Facebook. Derzeit hat Google+ rund 1.5 Milliarden Mitglieder.

Live Zähler für Google+ Mitglieder am 17.10.2015. Quelle: http://www.internetlivestats.com/watch/google-plus-users/

Viele nutzen diese Plattform, weil Beiträge von Google+ einen positiven Einfluss auf das Suchresultat bei Google haben und dort – so man mit der Person vernetzt ist – auch in den Suchresultaten der Google-Suche mit einem Profilbild angezeigt werden.

(Hinweis: Die Bedeutung von Google+ wird geringer, neueste Untersuchungen zeigen aber, dass sie derzeit immer noch ein Rankingfaktor ist.)

Screenshot Google-Suche mit herausstechenden Suchergebnissen durch das Profilfoto des Google+-Accounts, Download vom 14.10.2015